In Gries ist die Gegenwart Gottes spürbar

Jubiläum in Haus Gries – Artikel von Heike Schülein

Seit vier Jahrzehnten bietet das christlich-spirituell geprägte Haus Gries einen Ort der Stille und Erholung für Geist und Körper. Welch weitverzweigtes Wurzelwert an Verbindungen und Verbundenheit die in wunderbarer Natur eingebettete Exerzitien-Stätte hervorgebracht hat, verdeutlichte das am Wochenende gefeierte 40-jährige Jubiläum. Am Samstag war auch die interessierte Öffentlichkeit eingeladen.

„Gries ist die Umkehr zum Leben, zur Fülle des Lebens. In der Liebe sollen wir einander begegnen – besonders den Armen und Hilfsbedürftigen, die unsere Nähe und unser Wirken brauchen“, würdigte Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick, der sich dem Haus seit seinen eigenen Exerzitien in den 80er- sowie 90-er Jahren sehr verbunden fühlt. Die Exerzitien und Gespräche mit dem Gründer, Jesuitenpater Pater Franz Jalics SJ (16.11.1927 – 13.02.2021), seien für ihn bis heute sehr bedeutsam. Der ehemalige Bamberger Oberhirte war es auch, der am Samstagmittag – gemeinsam mit dem Hausleiter Pater Lutz Müller SJ, Provinzial Pater Bernhard Bürgler SJ und Dekan Thomas Teuchgräber – den eindrücklichen Fest-Gottesdienst im Festzelt zelebrierte. Anwesend war insbesondere eine überwältigende Anzahl an aktuellen oder früheren Hausgemeinschafts-Mitgliedern und Kursbegleitern, aber auch Interessierte aus dem gesamten Landkreis.

Ort der Wahrnehmung und Lebensweise Jesu Christi

„Kontemplative Exerzitien wollen uns zu kontemplativen Menschen im Alltag machen“, bekundete Dr. Ludwig Schick, der in seiner Predigt die Bedeutung der Einkehr, des Gebets, des Sich-Besinnens und der Exerzitien für gläubige Menschen hervorhob. Kontemplativ zu sein, bedeute nicht, dass einem – ähnlich wie bei fernöstlichen Meditations-Praxisen – nichts mehr etwas anhaben könne und man von allen Äußeren unberührt bleibe. Stattdesseen werde hier die christliche Mediation und christliche Kontemplation eingeübt, immer eingehend in die Liebe Christi, immer hin zu den Notleidenden, Armen und an den Rand Gedrückten. Sie trauerten auch über die Zustände in der Welt, um all die furchtbaren Kriege. Aber sie verfielen nicht in Pessimismus und Resignation, sondern durch die ihnen vermittelte Lebendigkeit und Energie stellten sie sich dem entgegen, zeigten sie sich solidarisch und träten für Gerechtigkeit und Frieden ein. „Gries ist eine Erfolgsgeschichte, die weiterleben muss – für das Heil der Welt heute und morgen“, appellierte er. Wenn man nun Jubiläum feiere, dann solle dies Ansporn sein, Gries – als Ort der Wahrnehmung und der Lebensweise Jesu Christi – weiterzuführen und weiterzuentwickeln.

„Wir laden ein zum inneren Gebet, zum Schweigen, zum Meditieren in Stille. Das Innere ist wichtiger als das Äußere“, erklärte Jesuitenpater Lutz Müller beim Festakt am Nachmittag, bei dem das Inhaltliche – also das, was Gries ausmacht – im Mittelpunkt stand. Zu Gries gehöre, wer den Grieser Weg mitgehe. Die praktische Erfahrung des Gebets sei wichtiger als die Theorie. Pater Jalics habe eine Didaktik der Kontemplation hinterlassen – also eine Methode der Vermittlung, die jedoch mit ganz wenigen Lehrsätzen auskomme. Wichtiger als die Konfession sei dabei die Bereitschaft, diesen Weg mit dem klassisch überlieferten Muster „Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung“ mitzugehen. Man könne sagen, dass Gries einen mystischen Weg lehre. Sein Dank galt allen, die dies umsetzen. Dazu gehöre die Hausgemeinschaft – Menschen, die hier eine Art spirituelles Jahr mit täglich jeweils vier Stunden Kontemplation und körperliche Arbeit in Waschküche, Garten, Küche oder Büro leisten; aber auch feste Mitarbeiter, die die Grundstrukturen tragen und vor allem die vielen geistigen Begleiter. Ihnen allen dankte er ebenso wie an dem Tag insbesondere auch allen fleißigen Helfern.

h2- Tiefe Verbundenheit

Ihre große Verbundenheit verdeutlichte eine Reihe an Grußwort-Rednern. Franziska Mair blickte auf den Gründer Franz Jalics zurück, der 1974 in ein Elendsviertel von Buenos Aires zog, um das Leben mit den Armen zu teilen. Er wurde vom argentinischen Militär gefangen genommen und ein halbes Jahr lang in einer Zelle mit verbundenen Augen eingesperrt. Von all den von der Einheit verschleppten Gefangenen – insgesamt rund 6.000 Menschen – überlegten nur zwei, darunter Franz Jalics. An seinen eindrücklichen Erfahrungen in den verschiedenen Rollen – als Teilnehmer und später Leiter der Exerzitien, Mitglied der Hausgemeinschaft, Hausleiter und schließlich Provinzial – ließ Pater Bernhard Bürgler SJ seine Zuhörer teilhaben. Schwester Dr. Johanna Schulenburg SJ gab einen Ausblick zur Kontemplation – insbesondere mit der Botschaft, Stille in die Welt hinauszutragen.

Die Glückwünsche des Landkreises übermittelte Landrat-Stellvertreter Bernd Steger sowie seitens der Pfarrei St. Pankratius Steinberg Kirchenpfleger Christian Eidloth. Bernd Steger zeigte sich beeindruckt vom Haus der Stille, in dem die Suche nach Gott ihren Platz habe. Christian Eidloth brachte die lange Verbundenheit mit der Pfarrei zum Ausdruck – auch in der Hoffnung, dass diese in Zukunft wieder stärker belebt werde; beispielsweise wie in früheren Zeiten durch gemeinsame Gottesdienste an der Kapelle in Gries.

Am Abend wurden die neu gepflanzten 40 Libanon-Zedern bei der Kapelle bzw. im Bereich des unteren Parkplatzes gesegnet. Für diese können Patenschaften übernommen werden. Den ganzen Tag über wurden sehr gut angenommene Hausführungen angeboten sowie Mediationen. Die musikalische Umrahmung des Tags oblag dem Musikverein Steinberg.

Bilder

Gottesdienst am Mittag

Erzbischof em. Dr. Ludwig Schick em. zelebrierte den Fest-Gottesdienst am Samstag-Mittag.

Hausführung

Haus- und Grundstücksführung durch Mario Treichel von der Hausgemeinschaft

Haus- und Grundstücksführung durch Mario Treichel von der Hausgemeinschaft

Bei der Kapelle bzw. am unteren Parkplatz wurden 40 Libanon-Zedern gepflanzt.

Übernachtungsmöglichkeiten auch außerhalb des Haupthauses

Speisezimmer im Haupthaus

Begleiter-Zimmer im Haupthaus

Büro mit Bild vom Hausgründer Jesuitenpater Franz Jalics

Meditations-Kapelle im Haupthaus

Meditations-Kapelle im Haupthaus

Festakt am Nachmittag

Musikverein Steinberg

Gäste des Festakts am Nachmittag

Motivkerze zum Jubiläum

Landrat-Stellvertreter Bernd Steger (rechts) überreicht Hausleiter Pater Lutz Müller ein Landkreis-Glaswappen.

Franziska Mair blickte auf den Gründer Jesuitenpater Franz Jalics zurück.

Kirchenpfleger Christian Eidloth (rechts) überreicht Hausleiter Pater Lutz Müller Geschenke zum Jubiläum.

Kirchenpfleger Christian Eidloth (rechts) überreicht Hausleiter Pater Lutz Müller Geschenke zum Jubiläum.


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